Der italienische Physiker Enrico Fermi stellte 1950 eine interessante These auf, die sich zusammenfassen lässt mit der Frage: Wenn da draußen andere intelligente Zivilisationen existieren – warum können wir dann keine Spuren davon entdecken? Diese Frage ging als Fermi-Paradoxon in die Geschichte ein. Eine Rolle spielt dabei auch die Drake-Gleichung, mit deren Hilfe man abzuschätzen versucht, wie viele solcher hochentwickelten Zivilisationen es im Universum geben könnte.
Beide Überlegungen haben meiner Ansicht nach einen entscheidenden Nachteil: sie gehen davon aus, dass Völker anderer Welten eine Technologie anwenden, die der unseren ähnelt (also insbesondere Informationen mit Hilfe von Radiowellen austauschen). Dabei muss man sich vergegenwärtigen, dass auch für uns Menschen diese Technologie noch gar nicht so lange verfügbar ist. Gerade mal erst in den 1920er Jahren wurde der Radioempfang populär. Um ein gedankliches Bild zu produzieren: Wir verhalten uns dabei etwa ebenso wie Menschen, die für eine Fern-Kommunikation kein anderes Hilfsmittel kennen als Rauchzeichen. Sie senden ihre Signale in den Himmel und wundern sich, dass sie keine Antwort erhalten; während um sie herum der moderne Mensch sich elektronischer Hilfsmittel bedient, schnurlos telefoniert und Informationen über das Internet austauscht. Sie können nicht einmal ansatzweise erahnen, dass der Himmel um sie herum von Daten geradezu wimmelt, denn sie haben (noch) keinerlei Hilfsmittel, die das Erfassen solcher Informationen ermöglichen würden. Es gibt einige "Cargo-Kulte", die auf der Annahme basieren, dass primitive Völker genau dies getan haben: sie haben technische Vorgänge zwar beobachtet, aber nicht verstanden und versuchen, diese mit einfachsten Mitteln zu kopieren. Auch in unserer modernen Welt, in der wir Satellitentechnologie ganz selbstverständlich nutzen, gibt es noch immer neue Entwicklungen, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen oder sogar als völlig veraltet dastehen lassen. Das Radio dient mittlerweile nicht mehr nur zur Ausstrahlung von Musik oder Sprache, sondern es werden auch gleichzeitig Informationen über den Sender, den Musiktitel, den Interpreten oder auch über die aktuelle Verkehrslage übermittelt. Das Fernsehen hat sich von mageren drei Schwarz-Weiß-Programmen zu einer Vielzahl von Programmen gemausert, wobei hier der begleitende Teletext auch schon wieder ein "Auslaufmodell" ist. Und CB-Funk, der gegen Ende des 20. Jahrhunderts noch sehr beliebt war, wird heute fast nur noch von Hobbyfunkern verwendet.
Aus diesem Grund sollte man nicht zu der Annahme verleiten lassen, dass unsere heutigen Systeme der Datenübermittlung der Weisheit letzten Schluss bedeuten. Immerhin haben alle diese Systeme dasselbe Manko: sie basieren auf dem elektrischen Strom, der mit annähernder Lichtgeschwindigkeit fließt. Das klingt nach viel, ist es aber nicht. Bei einer Funkverbindung zwischen Erde und Mond beträgt die Verzögerung nur etwa zwei Sekunden; bei einer Verbindung zum Mars müsste man bereits von etwa elf Minuten ausgehen, bis die Nachricht beim Empfänger eintrifft. Ein Szenario, das übrigens in den Film "Der Marsianer – Rettet Mark Watney" berücksichtigt wurde.
Bei noch weiter entfernten Zielen muss man natürlich die zeitliche Verzögerung noch sehr viel höher ansetzen. Während es sich bei einer Kommunikation innerhalb unseres Sonnensystems vielleicht noch um Minuten oder Stunden handeln mag, wäre bei einer interstellaren Übertragung bereits von mehreren Jahren auszugehen – eine Unterbrechung, die eine sinnvolle Unterhaltung mit Rede und Antwort fast unmöglich macht. Auch dies wurde in der Filmindustrie bereits thematisiert: in der Science-Fiction-Parodie "Dark Star – Finsterer Stern" wird beim Funkkontakt zwischen Erde und Raumschiff eine Verzögerung von zehn Jahren erwähnt.
".Das Fehlen von Beweisen ist kein Beweis für das Fehlen"
(Carl Sagan zugeschrieben)
Es bleibt zu hoffen, dass wir Menschen möglichst bald und schnell hinzulernen, um neue, heute noch völlig unbekannte Kommunikationswege zu entdecken, die uns vielleicht eines Tages die Teilnahme am interstellaren Nachrichtenaustausch ermöglichen. Wir sind nicht allein. Die anderen sind nur sehr, sehr weit weg.