Da ich hier meine persönliche Meinung kundtue, kann ich es mir leisten zu behaupten: Die zwischenmenschlichen Probleme, die sich heutzutage in unserer Gesellschaft ausbreiten, sind durch die Vermischung von Telefon und Internet entstanden. Oder anders ausgedrückt: meiner Ansicht nach hat das Internet auf einem Mobiltelefon nichts zu suchen.
Als die ersten Mobiltelefone (im deutschen Sprachraum häufig fälschlich anglisierend als „Handy“ bezeichnet) in den 1980er Jahren aufkamen, wurden sie noch gefeiert als eine Möglichkeit, in Notfällen stets erreichbar zu sein bzw. Hilfe anfordern zu können. Dies führte in der Folge dazu, dass der Begriff „Notfall“ immer mehr aufgeweicht wurde, so dass die ständige Erreichbarkeit sich vom Segen zum Fluch wandelte. Als gegen Ende der 1990er Jahre dann die Möglichkeit der Nutzung eines „mobilen Internets“ hinzukam, war es um die persönliche Ruhe geschehen. Seitdem leiden Menschen unter der Furcht, sie könnten jetzt, in diesem Moment, gerade irgendetwas Wichtiges verpassen – wobei die Definition von „Wichtig“ durchaus unterschiedlich ist. War es ursprünglich der Handwerker, der bei Tag oder Nacht von seinem Chef zu einem technischen Notfall gerufen wurde; so ist es heute ein Foto des Enkelkindes, das sein erstes Eis verzehrt. Und im letzteren Falle kommt leider noch hinzu, dass das Mobiltelefon der Großeltern häufig ein Geschenk der Kinder ist, die ihnen das Gerät voll eingerichtet zur Verfügung stellen („Schaut mal, so können wir euch immer Fotos zuschicken!“), ohne sie dabei ausreichend über die Funktionen – und Risiken – zu informieren. So kommt es dazu, dass man von Senioren den Satz hören kann: „Ich hab auf dem Telefon gar kein Internet, ich mach nur so ‘n bisschen wazzÄpp.“
Das Hin- und Hersenden von kurzen Textnachrichten ist auch so eine Unsitte geworden. Angefangen hat es mit den „Short Message Services“, kurz SMS genannt. Anfangs war der Name Programm, die Nachrichtenlänge auf 160 Zeichen reinen Text begrenzt. Da für jede einzelne Nachricht eine Gebühr fällig wurde, hielt sich auch die Anzahl der Sendungen in Grenzen. Im Zeitalter der „Flatrate“ sind diese Beschränkungen hinfällig geworden; Nachrichten ufern zu ganzen Romanen aus, oder sie kehren sich ins Gegenteil und bestehen nur noch aus einer Abfolge von „Smileys“, deren tieferer Sinn sich dem Empfänger kaum noch erschließt.Durch diese ständige Reizüberflutung ist dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Wer in ständigem Kontakt ist, lässt bald auch die einfachsten Regeln der Höflichkeit wie Anrede oder Grußformel außer Acht. Nur dadurch können plumpe Enkeltricks heutzutage funktionieren: „Hallo, ich hab eine neue Telefonnummer, bitte speichern“. Da sollte man sich doch erstmal fragen: Wer schreibt denn da, wer ist das? Da aber die Zahl der infrage kommenden Menschen in der Regel eher begrenzt ist, wird automatisch – und fälschlicherweise – darauf geschlossen, „Das muss XY sein“. Und schon ist der Schaden eingetreten, eine völlig unbekannte Person wird in den engeren Kreis einbezogen. Bereits ein ganz einfaches Telefonat hätte den Missbrauch schnell aufgeklärt. Einfach zu bedienende, übersichtliche Schutzfunktionen, die auf PC und Laptop ihren Dienst verrichten, sind auf dem Smartphone nutzlos oder gar nicht erst vorhanden.
Daher lautet mein Fazit: Das Mobiltelefon sollte ausschließlich für Telefongespräche genutzt werden, dafür wurde es erfunden. Für Datenübermittlung (Text oder Bild) sollte hingegen ein PC, Laptop oder Tablet-PC genutzt werden, unter Nutzung aller zur Verfügung stehenden Sicherheits- und Verwaltungsprogramme. Telefonische Erreichbarkeit (in Notfällen!) ist unbestritten eine gute Sache; eine ganze Reihe von Informationen sind aber keineswegs so dringend oder eilig, wie es den Anschein hat.