Alles Wiki – oder was?!

Die 2001 entstandene Online-Enzyklopädie Wikipedia dürfte wohl mittlerweile jedem Internetnutzer  ein Begriff sein. Sie gilt als das universelle Nachschlagewerk schlechthin für alle nur denkbaren Wissenfragen. „Wiki weiß alles“ ist  zu einem geflügelten Wort geworden. 

Allerdings hat diese Einstellung auch ihre Tücken. Wenn beispielsweise ein Journalist schreiben würde: „Der Mond besteht aus grünem Käse. So steht es in der Wikipedia“, so würde er in mehrfacher Hinsicht falsch handeln. Die Wikipedia bildet vorhandenes Wissen ab – sie ist aber kein Sammelbecken für neue Forschung. Aussagen in Artikeln müssen durch nachprüfbare Quellen belegt sein. Würde der genannte Beispielssatz tatsächlich zutreffen, so müsste daher in der Wikipedia explizit angegeben sein, wer dies herausgefunden hat und wo dies nachzulesen wäre. Dies – und nur dies – wäre dann von einem Journalisten als Urheberschaft anzugeben. Wer also sagt: „Das steht so in der Wikipedia“, der hat entweder das Prinzip nicht verstanden, oder er war zu faul, selbst zu recherchieren. Ebensowenig kann ich meine Existenz dadurch beweisen, dass mein Name ja im Telefonbuch stehe. Als Personennachweis gilt noch immer lediglich der Personalausweis; das Telefonbuch ist lediglich eine Datensammlung. Dasselbe gilt für die Wikipedia, die übrigens selbst auf die Gefahr einer fatalen Wechselwirkung zu Presseartikeln hinweist. 

Eine Brockhaus-Enzyklopädie
In diesem Sinne möchte ich auch die von mir verwendeten Verlinkungen in die Wikipedia verstanden wissen. Sie sollen keineswegs als Beweise gelten, sondern sie dienen als Hinweise auf ein Thema, das sich mit den dortigen Informationen vertiefen lässt. Jedem steht es frei selbst zu entscheiden, wie tief er in dieses Thema einsteigen möchte. Auf diese Weise werden auch unnötige Wiederholungen vermieden. 

Im Übrigen darf man nicht dem Irrtum verfallen, die Wikipedia sei vollständig und bilde sämtliches Wissen der Menschheit ab. Ein Blick in die Rubrik „Letzte Änderungen“ zeigt, dass schon allein in der deutschsprachigen Wikipedia im Sekundentakt Texte überarbeitet und neue Artikel erstellt werden.  Während manche Nutzer es sich scheinbar zur Aufgabe gemacht haben, dass auch das allerkleinste Dorf am Rande der Pampa in Absurdistan einen eigenen Artikel benötigt, andere sich darüber streiten, ob solch ein Artikel denn „relevant“ genug sei, nutzen wiederum andere die Gelegenheit zu testen, wie viele Unsinnsbeiträge man schreiben kann, bevor man gesperrt wird (im Wikipedia-Jargon „Vandalismus“ genannt). 

Auf der anderen Seite gibt es eine große Anzahl sogenannter Wartungskategorien. Es geschieht immer wieder, dass Artikel bereits kurze Zeit, nachdem sie angelegt wurden, nicht mehr weiter gepflegt werden und in Vergessenheit geraten. Dadurch entstehen Fehler sowohl inhaltlicher als auch technischer Natur. Inhaltliche Fehler können (abgesehen von reinen Rechtschreibfehlern) darin bestehen, dass ein Text z.B. ein geplantes Bauwerk beschreibt, das dann aber später doch nicht (oder auf andere Art) realisiert wurde. Technische Fehler können entstehen, wenn entweder die Wikipedia selbst überarbeitet wird oder die Internetseiten, auf die sich der Artikel beruft (siehe oben), geändert oder gelöscht wurden. Im Laufe der Zeit entstanden immer wieder neue Vorlagen, die den Autorinnen und Autoren die Arbeit erleichtern sollen. Diese müssen aber auch in bereits bestehende Artikel nachträglich eingearbeitet und auf einem aktuellen Stand gehalten werden. Dasselbe gilt für Verweise in anderssprachige Wikis und in Datenbanken wie Wikidata oder Wikimedia Commons

Es gibt also ständig etwas nachzuarbeiten, zu korrigieren, nachzubessern und zu ergänzen. Vieles ist auch für Neueinsteiger recht leicht zu erlernen; andere Bearbeitungen setzen aber bereits vorhandene Kenntnisse der Formatierungsregeln voraus.

So betrachtet wird die Wikipedia vermutlich nie ganz fertig sein.

Signale

Der italienische Physiker Enrico Fermi stellte 1950 eine interessante These auf, die sich zusammenfassen lässt mit der Frage: Wenn da drauße...