Kulturbringer

Die Geschichte der Menschheit ist voll von Mythen und Erzählungen von Personen (seien es Götter, „gottgleiche“ Menschen oder einfache Erdenbürger), die den Völkern der Erde die Grundlagen der Zivilisation brachten. In einigen Fällen sind es Lehrer, die sich die Mühe machten, den Menschen etwas über Nutzung des Feuers, Pflanzenanbau, Viehzucht, aber auch theoretische Begriffe wie Mathematik und Sternenkunde beizubringen. Es gibt aber auch andere Überlieferungen, in denen ein Held sich aufmacht und den Göttern diese Verbesserungen abtrotzt oder sie sich von ihnen erschwindelt, womöglich gar sie mit Gewalt entwendet.

Als einige Beispiele  seien genannt:

  • Oannes, babylonisches Mischwesen aus Fisch und Mensch; lehrte die Menschen Kulturtechniken wie die Schrift, Wissenschaften und verschiedene Künste
  • Rishabha, indischer Religionsstifter; brachte den noch unzivilisierten Menschen seiner Zeit Ackerbau und Viehzucht bei
  • Sumé, Gottheit der brasilianischen indigenen Urbevölkerung; vermittelte Kenntnisse über Landwirtschaft, Feuer und soziale Organisation
  • Viracocha (Wiraqucha), Gottheit der indigenen Völker Südamerikas; erschuf die ersten acht zivilisierten Menschen.

Das Wissen um Saat und Ernte: Überlebenswichtig
All diesen Erzählungen ist etwas gemeinsam: Nämlich die Existenz einer höheren Macht, die in der Lage ist, den Menschen etwas zu vermitteln, wodurch das Leben und Überleben erleichtert und gesichert wird und das die Gründung einer Zivilisation überhaupt erst ermöglicht. In diesen Geschichten wird der Urmensch aus seiner Rolle als rein passiver Jäger und Sammler herausgehoben und erhält das nötige Wissen, um seine Umwelt künftig aktiv gestalten zu können.

In krassem Unterschied dazu steht die Schöpfungsgeschichte der Bibel. Im ersten Buch Mose wird geschildert, wie Gott die Menschen „nach seinem Bilde“ erschuf, um sie dann in geradezu sprichwörtlich „paradiesischer Unschuld“ (und Unwissenheit) leben zu lassen. Der Griff zum Apfel der Erkenntnis – und das damit erworbene Wissen (?) – führten prompt zum Rausschmiss aus dem Paradies, auf dass wir künftighin „unser Brot im Schweiße unseres Angesichts essen“ mussten.  Hier also sehen wir einen Gott, der eifersüchtig sein Wissen hütet und es für sich behalten möchte. Als es zum Eklat kommt, beendet er sein wohlwollendes Behüten und setzt die von ihm erschaffenen Menschen aus. Sie werden aus dem Garten Eden verbannt. Erhalten sie wenigstens das notwendige Wissen, um durch eigene Kraft für ihr Überleben sorgen zu können („auf dass er die Erde bebaute, von der er genommen war“)?! Diese Frage bleibt unbeantwortet.

Und noch ein anderer Gedanke zu diesem Thema: Die beiden ersten Menschen hatten zwei Söhne, von denen einer den anderen ermordet. Und damit endet auch schon die Geschichte der Menschheit. Die Weltbehörde für Statistik vermeldet zu diesem Zeitpunkt eine Gesamtpopulation von Drei Menschen: zwei Männer und eine Frau. – Doch halt, es geht ja weiter: Kain, Evas Sohn, „erkannte sein Weib“.  Siehe da – es gibt also auch andere Menschen da draußen, also offenbar außerhalb des Paradieses. Und die müssen ja auch irgendwie über die Runden gekommen sein bisher.

Waren das vielleicht die Völkergruppen, die das Glück hatten, einem weniger eifersüchtigen Kulturbringer zuzuhören?

Signale

Der italienische Physiker Enrico Fermi stellte 1950 eine interessante These auf, die sich zusammenfassen lässt mit der Frage: Wenn da drauße...