Die Redewendung "Noblesse oblige" (Adel verpflichtet) ist wohl so ziemlich jedermann geläufig (oder kann es werden). Sinngemäß wird damit zum Ausdruck gebracht, dass der soziale Status eine Verpflichtung mit sich bringt, Verantwortung zu übernehmen. In historischen Zeiten bedeutete dies auch, für Untergebene, Dienerschaft oder Leibeigene in einer angemessenen Weise zu sorgen; in einer Zeit, als an so etwas wie "Sozialfürsorge" oder gar "Altersvorsorge" noch nicht zu denken war.
In unserer modernen Welt sieht die Versorgungslage glücklicherweise etwas besser aus; an die Stelle des wohlwollenden Entgegenkommens seines Lehnsherrn ist die persönliche Eigenvorsorge getreten. Umfang und Verhältnismäßigkeit dieser Eigenvorsorge bleibt im Rahmen der Möglichkeiten jedem selbst überlassen.
Dieser Rahmen wird natürlich vorgegeben durch die jeweiligen Lebensumstände, die wiederum nicht immer wunschgemäß zu beeinflussen sind. Dies beginnt mit einem liebevollen Elternhaus, einer guten Schul- und Berufsausbildung und endet noch längst nicht bei der Gründung eines eigenen Haushalts. Für ein Leben in Wohlstand und Glück ist – wenn man nicht gerade Erbe reicher Eltern oder Lotteriegewinner ist – ein geeigneter und sicherer Arbeitsplatz notwendig.
Ich möchte betonen: Ich missgönne niemandem seinen Reichtum, ganz im Gegenteil. Solange das Vermögen auf legalem Wege erworben wurde, soll doch jedermann auf seinem eigenen Wege glücklich werden. Aber dennoch sollte es dabei auch jedermann ein Anliegen sein, andere Menschen an seinem Glück teilhaben zu lassen.
Und eben dieses Verwahren und Vermehren ist es, woran es in der heutigen Zeit leider sehr mangelt. Es liegt sicherlich nicht an einem Mangel an Reichtum. Wozu gibt es denn Woche für Woche eine Ziehung der Lottozahlen... ?! Die Frage stellt sich vielmehr, was die Menschen denn anfangen mit einem unverhofften und unterwarteten Geldsegen. Einer der ersten Gedanken, die sich spontan einstellen, ist wohl so etwas wie "...jetzt kann ich mir endlich ein neues Auto kaufen". Es braucht einige Zeit, bis das Verständnis sich einstellt, dass ein nennenswerter Lottogewinn (oder eine umfangreiche Erbschaft) nicht nur für eines, sondern gleich für eine ganze Flotte von Autos reichen würde. – Oder eben für etwas ganz anderes, viel Größeres; etwas mit einem bleibenden Wert.
"Henry Ford hatte eine besondere Einstellung zu seinen Beschäftigten."
(Wikipedia)
In den 1980er Jahren gab es eine US-amerikanische Fernsehserie auch in deutschen TV zu sehen: Sie trug den bezeichnenden Titel "Lotterie". Thema war, dass verschiedene (fiktive) Lottogewinner persönlich besucht und von ihrem Glück informiert wurden. Interessant war dabei, dass der Mitarbeiter der Lotteriegesellschaft stets begleitet wurde von einem Steuerbeamten, der die Gewinner über die rechtlichen Auswirkungen des Geldsegens informierte. Diese Information wird heutzutage sicher nicht jedem Gewinner "automatisch" zuteilwerden. Da sitzen sie denn, die frischgebackenen Millionäre, und wissen vor Freude nicht aus noch ein. Und hier besteht natürlich die große Gefahr, dass das Geld – wie gewonnen so zerronnen – buchstäblich verbrannt wird.
Um auf das Thema zurückzukommen: Hier wäre ein Ansatzpunkt, um aus einem unerwarteten Vermögen einen Vorteil zu erwirtschaften, der nicht nur das eigene Kapital vermehrt, sondern auch anderen Menschen zu einem besseren Leben verhilft. Geld muss arbeiten, sagt der Volksmund. Recht hat er. Anstatt also irgendwelchen Luxuskram anzuschaffen, den keiner wirklich braucht, sollte man lieber eine Firma gründen. Ideen dafür gibt es genügend; heutzutage nennt man sie neudeutsch "Startups".
Der Witz dabei besteht darin, sein Vermögen, das man ohne eigenes Zutun erworben hat, so zu verwenden, dass auch andere Menschen ein wenig davon profitieren. Wenn es gut läuft, kann man auf diese Weise auch dafür sorgen, dass zumindest der eigene Name unvergessen bleibt: "Todt nur ist, wer vergessen wird".
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