Kalender, Kalender

Ich hatte schon einmal etwas zum Maya-Kalender geschrieben. Hier noch einige Ergänzungen dazu.

Der Maya-Kalender wird oft auch dargestellt als eine Art Uhrwerk, bestehend aus drei unterschiedlich großen Zahnrädern, die ineinandergreifen. Der Autor Erich von Däniken hat es in einem Videobeitrag recht anschaulich erklärt.

Allerdings bleiben für mich dabei einige Fragen offen.

Das Gedankenmodell mit den Zahnrädern setzt eine Beweglichkeit voraus. Ebenso verhält es sich bei einem modernen Rechenschieber. Er besteht aus mehreren Teilen, die sich zueinander verschieben lassen, um unterschiedliche Skalenablesungen zu ermöglichen. Aber lediglich mit der bildlichen Darstellung eines Rechenschiebers kann ich diese mathematische Funktion nicht nutzen. Das Bild allein ist also keine Hilfe.

Ebenso verhält es sich mit den Maya-Kalendern. Sie werden präsentiert in einer steinernen Kreisform, an deren Rand die unterschiedlichen Symbole angebracht sind. Auch hier mangelt es an der Beweglichkeit, um die jeweiligen Daten einstellen zu können. Ähnlich verhält es sich in der heutigen Zeit mit einem Jahres-Kalender: Wenn man nicht das genaue Tagesdatum mit einer Markierung versieht und diese auch regelmäßig und zuverlässig aktualisiert, ist daraus nicht ersichtlich, welchen Tag (oder Monat) wir heute haben.  

Maya-Kalender
Es ist in meinen Augen durchaus denkbar, dass die Maya für die "tägliche Nutzung" eine Abwandlung des steinernen Kalenders besaßen, erstellt aus vergänglicheren Materialien wie Holz oder Papyrus und deshalb nicht überliefert. Solche Kalender könnten in jedem Haushalt verwendet worden sein in ähnlicher Weise, wie wir heutzutage einen Abreißkalender an der Küchenwand hängen haben. Der Haushaltsvorstand wäre dann dafür verantwortlich, dass das Datum jeden Tag – aber nur einmal! – aktualisiert wird. Dies wäre entweder durch eine rituelle Handlung umzusetzen, oder die Überwachung und Durchführung wäre Aufgabe von Priestern oder anderen Exekutivorganen . Ist ein solcher Kalender beschädigt oder verlorengegangen, so wird ein neuer gebastelt. Und hier würde die steinerne Version eine wichtige Rolle spielen, denn nur dieses Original kann und darf als Vorlage für die alltagstaugliche Variante verwendet werden. Ebenso könnte ich mir aus ein paar Holzstücken einen Rechenschieber basteln und dabei das Bild als Vorlage verwenden, solange ich nur die verschiedenen Skalen maßstabsgetreu übernehme. 

Ein ähnliches Konzept wendeten übrigens schon unsere Vorfahren an. Im ländlichen Bereich wurden die Taschenuhren ganz selbstverständlich nach der Kirchturmuhr gestellt: Wenn es läutet, dann ist Mittag. Der Dorfpfarrer war also das Maß aller Dinge, er hatte die Kontrolle und gleichzeitig die Verantwortung. Später kam im Zuge der Technisierung das Zeitzeichen der Fernseh-"Tagesschau" in Mode. 

Eine weitere Ähnlichkeit: Es ist in unserer abendländischen Kultur allgemeiner Brauch, dass Analoguhren ein Zwölf-Stunden-Ziffernblatt haben, wobei die "12" oben steht. Andere Varianten sind möglich, verwirren aber nur. Im Falle des Maya-Kalenders wäre sichergestellt, dass durch die verbindliche Vorlage eine hundertprozentige Übereinstimmung der Daten auch weiterhin vorliegt; selbst dann, wenn der Hersteller einer Kopie weder lesen noch schreiben kann. Er benötigt lediglich das dafür erforderliche handwerkliche Geschick.

Basierend auf dieser Prämisse wäre ich durchaus bereit, der Genauigkeit der "Langen Zählung" der Maya zu vertrauen – selbst über einen Zeitraum von mehreren tausend Jahren. Demgegenüber wäre unsere eigene gregorianische Kalenderrechnung eindeutig unzuverlässiger, denn sie wurde erwiesenermaßen mehrfach "reformiert" (auch dies erwähnt von Däniken in dem oben erwähnten Videobeitrag).

Noch eine weitere Frage: Das Bild des Rechenschiebers zeigt als Beispiel das Resultat einer bestimmten Kalkulation. Dasselbe müsste für die steinerne Version des Kalenders gelten. Aber: welches Datum wurde denn hierfür herangezogen, und aus welchem Grund? Auch auf dem Bild einer Uhr würden ja immer auch die Zeiger auf einer bestimmten Uhrzeit zu sehen sein, ob nun absichtlich oder zufällig. Bei der Steinmetzarbeit würde ich aber aufgrund des großen Aufwands eher von einer Absicht ausgehen.

Übrigens gibt es auch in unserer hochzivilisierten heutigen Zeit noch einen Kalender, der scheinbar an einem beliebigen "Tag 1" beginnt, aber im Ergebnis auf ein besonderes, wichtiges Datum hinzielt. Man nennt ihn "Adventskalender".

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