Weltraumreisen

So sehr auch die menschliche Neugierde dazu reizt, andere Planeten und „unentdeckte Welten“ zu besuchen, so bleibt doch unbestritten das größte Problem dabei die unfassbar große Entfernung. Nach dem heutigen Stand unserer Technik dauert es mehrere Tage, auch nur unseren eigenen Trabanten – den Mond – zu erreichen. Zum Nachbarplaneten Mars dauert die Reise bereits einige Monate; darüber hinaus entsprechend immer länger. Sobald wir aber unser eigenes Sonnensystem verlassen wollen, werden die Entfernungen zu anderen Sternen so groß, dass der Durchschnittsmensch kaum noch in der Lage ist sie zu verstehen. Wie also – mag man sich fragen – soll es möglich sein, eine solche Entfernung innerhalb eines Menschenalters zu überwinden?

Abstände zwischen den Sternen werden üblicherweise in Lichtjahren gemessen. Als Lichtjahr wird die Zeit bezeichnet, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. Die Lichtgeschwindigkeit liegt bei rund 300.000 km pro Sekunde. Auf ein Jahr hochgerechnet kommt man damit auf eine Entfernung von rund 9,46 Billionen Kilometern.  Unserer Sonne am nächsten gelegen ist das Doppelsternsystem Alpha Centauri, nach heutigem Wissensstand etwa 4,2 Lichtjahre von uns entfernt; das entspricht demnach einer kaum vorstellbaren Entfernung von rund 40 Billionen Kilometern.

Anders ausgedrückt: Selbst dann, wenn die Menschheit einen Weg fände, mit Lichtgeschwindigkeit zu reisen (wovon wir selbst in der Theorie noch weit entfernt sind), würde schon die Reise zu unserem nächsten Nachbarn mehr als 4 Jahre dauern – noch gar nicht mitgerechnet die Zeit für die Beschleunigung zu Beginn und das Abbremsen am Ende der Reise. Und das, obwohl wir noch einmal genau wissen, ob eine Reise nach Alpha Centauri überhaupt lohnenswert wäre oder ob wir womöglich eine noch weitere Reise auf uns nehmen müssten, um irgendetwas zu finden, was die Mühe wert wäre. Alpha Centauri wäre einfach nur zunächst einmal der nächstgelegene Zielpunkt nach einer langen Reise durch unendliche Leere, eine erste Oase in einer gigantischen Wüste.

Um das Zeitproblem zu lösen, gab es in der Science-Fiction seit jeher verschiedene, mehr oder weniger fantasievolle Ideen. Eine beliebte und weitverbreitete Idee ist dabei der Hyperraum; ein Raum, in dem die uns bekannten Gesetze der Physik, von Zeit und Raum nicht gelten. In der beliebten US-amerikanischen Fernsehserie „Star Trek“ wurde dieser Raum erreicht durch ein Beschleunigen des Raumschiffs auf „Warpgeschwindigkeit“. Ein anderes Beispiel ist die ebenfalls US-amerikanische TV-Serie „Stargate“. Hier werden die solaren Entfernungen überbrückt mit Hilfe von Sternentoren, die eine Art Tunnel durch den Hyperraum miteinander verbindet und durch die man von Planet A nach Planet B reisen kann.

Eine Strecke von A nach B – und die Abkürzung
Beiden Beispielen ist gemeinsam, dass es eines für uns neuartigen, bisher unbekannten Mediums bedarf, um die weiten Reisen zu ermöglichen. Erklärbar wird dies anhand eines einfachen Beispiels: Man denke sich ein einfaches Blatt Papier. Auf dieses Papier setzt man in entgegengesetzten Ecken je einen Tropfen Zuckerlösung. Nun soll eine Ameise von dem Tropfen A zum Tropfen B gelangen. Sie muss dazu über das gesamte Blatt Papier laufen, dabei darf sie die Richtung nicht „aus den Augen“ verlieren. Wenn man nun aber dasselbe Stück Papier vorher faltet, so dass die Punkte A und B übereinander zu liegen kommen, so muss dieselbe Ameise überhaupt keine Strecke zurücklegen, sie braucht lediglich ihre Fühler auszustrecken. 

Um von diesem Gedankenmodell zurück zum Hyperraum zu kommen: sollte es jemals möglich sein, solch einen Raum zu finden und durchreisen zu können, so gibt es keinen Grund dafür anzunehmen, dass eine derartige Reise irgendeinen spür- oder messbaren Zeitraum benötigt. Falls es hierfür genau definierter Ein- und Austrittspunkte bedürfte (Wurmlöcher?), so wäre auch hier lediglich die Zeit für die An- und Abreise vom jeweiligen Planeten als Reisezeit zu verbuchen. Die eigentliche Verweildauer im Hyperraum dürfte kaum messbar sein, denn sie unterliegt ja nicht unseren Vorstellungen von Zeit und Raum.  

Allerdings liegt hier auch das Problem in diesem Gedankenmodell: wenn im Hyperraum unsere Gesetze und Vorstellungen unserer Umwelt – und damit unserer eigenen Existenz – nicht gelten, dann dürfen wir auch nicht davon ausgehen, dass wir überhaupt dort überleben können. Im Star Trek-Universum wird dieses Problem gelöst durch die Annahme, dass das Raumschiff von irgendwelchen nicht näher beschriebenen Kraftfeldern geschützt wird („Schilde auf Maximum!“); bei der Reise durch ein Stargate taucht dieses Problem gar nicht erst auf. Hier wird die Reise zwischen den Planeten optisch wie ein Rutsch durch einen Schlauchtunnel dargestellt, der nur wenige Sekunden dauert; während das Star Trek-Raumschiff immerhin eine „Reisedauer“ von Stunden oder Tagen im Hyperraum zubringt. Wobei sich im letzteren Fall spontan die Frage aufdrängt, wie man denn im Hyperraum (wo Raum oder Zeit nicht gelten!) navigiert.

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es sich nach heutigem Stand lediglich um reine Phantasie (= fiction) handelt, so scheint es mir aber doch etwas logischer, die Aufenthaltsdauer im Hyperraum als minimal einzuschätzen; das heißt: für jemanden, der diese Art Fortbewegung beherrscht, geschieht eine solche Reise augenblicklich, ohne Zeitverlust. Wenn man eine solche Prämisse als Grundvoraussetzung zulässt, dann werden plötzlich die unermesslichen Entfernungen im Weltall bedeutungslos und die obere Grenze ist nur der Himmel – im wahrsten Sinne des Wortes.

4 Kommentare:

  1. P.S.: So auch Prof Dr. Y. A. Wheeler, Princeton-Universität, USA; zitiert in: Erich v. Däniken, „Aussaat und Kosmos“, Econ-Verlag 1972, S. 221:

    "So widersinnig es sich anhören mag: im Superraum könnten Raumschiffe ohne Zeitverlust an jedem gewünschten Ort sein."

    AntwortenLöschen
  2. In der Zeitschrift „Sagenhafte Zeiten“, Ausgabe 3/2024, wird beschrieben, dass interessanterweise auch der Islam einen Begriff für einen Ortwechsel in Nullzeit kennt: die „Faltung der Erde“ (Tay al-Ardh). Dies wird auch erläutert in der Enzyklopädie des Islam.

    AntwortenLöschen

Signale

Der italienische Physiker Enrico Fermi stellte 1950 eine interessante These auf, die sich zusammenfassen lässt mit der Frage: Wenn da drauße...