Wege durch Zeit und Raum

In einem früheren Artikel  hatte ich schon einmal über Entfernungen im All geschrieben. Hier noch ein paar Gedanken dazu.

Collage: Bogenschießen, Biathlon, Golf
Es gibt viele Sportarten, die etwas mit der Überwindung von gewissen Strecken zu tun haben. In der Bildcollage sind beispielsweise nur drei davon erwähnt. Ob man mit Pfeil und Bogen oder mit einem Luftgewehr eine Zielscheibe anvisiert, oder ob man versucht, einen Golfball zu putten; immer geht es darum, dies über eine gewisse Entfernung hinweg möglichst zielgenau zu tun. Man kennt dies aus den einschlägigen Sportsendungen im Fernsehen: für den Zuschauer interessant sind nur der Start und das Ziel, der Weg dazwischen wird in der Regel „ausgeblendet“ – es sei denn, es geschehen irgendwelche spektakulären Zwischenfälle. 

Um bei dem Beispiel zu bleiben, könnte man sich vor allem im Falle des Golfspiels durchaus vorstellen, dass es zwischen dem Abschlag und dem Moment, in dem der Ball ins Loch rollt, einige Verzögerungen gibt. Der Ball könnte in einen Sandbunker geraten oder in hohem Gras vorübergehend verlorengehen; der Spieler könnte eine Pause einlegen, um mit einem Mitspieler ein kleines Schwätzchen zu halten; oder die gesamte Spielpartie könnte durch einen plötzlichen Regenschauer unterbrochen werden. All dies hat auf den Spielverlauf am Ende keinen Einfluss, und niemanden interessiert es. 

Dies führt mich zu der gedanklichen Analogie zu einer Reise im Hyperraum: Nur der Beginn und das erfolgreiche Ende solch einer Reise sind für die Passagiere eines Raumschiffs von Interesse. Die dazwischenliegende Zeit ist ebenso uninteressant wie die Fahrt in einer U-Bahn durch einen unbeleuchteten Tunnel. Wie bei den genannten Sportarten ist es nur für einen Beobachter unmittelbar vor Ort möglich, das gesamte Geschehen in seinem vollständigen Zeitablauf zu verfolgen, einschließlich aller vielleicht notwendigen Unterbrechungen oder Zwischenfälle. Im Falle der Weltraumreise wiederum müsste dieser Beobachter nahezu gottgleich sein, denn die Wahrnehmungsmöglichkeiten von uns Menschen sind nun einmal begrenzt auf das uns bekannte Universum mit seinen Gesetzmäßigkeiten. 

Der Autor Issac Asimov hat bereits 1945 diesen Gedanken aufgegriffen. In der Kurzgeschichte „Flucht“ („Escape“ ) beschreibt er den Testflug eines Raumschiffs, das von einem Roboter gesteuert wird (heute würde man von einer „künstlichen Intelligenz“ – KI – sprechen). Der Flug scheitert beinahe, weil der Roboter erkennt, dass die an Bord befindlichen Menschen anscheinend sterben müssen. 

Hier wird also bereits dargestellt, dass der Mensch aufgrund seiner begrenzten Möglichkeiten nicht ohne weiteres in der Lage ist oder sein wird, Weltraumreisen zu unternehmen.

Aber das scheint mir ein geringeres Hindernis zu sein, als man vielleicht glauben sollte. Denn der Mensch kann auch nicht fliegen, und dennoch reist er von Kontinent zu Kontinent. Er kann auch nicht lange ohne Luft zum Atmen überleben, und dennoch tauchen U-Boote lange Zeit und in großen Tiefen der Meere. Und nicht zuletzt hat der Mensch auch den Mond bereits erreicht. Es scheint also nicht ausgeschlossen, dass auch die großen Entfernungen im Weltall eines Tages überbrückt werden können; mit Hilfe einer Technologie, die wir heute noch nicht kennen. Es mag im ersten Moment beängstigend klingen, dass wir dieser Technologie vollständig vertrauen werden müssen; aber im Grunde ist es schon heute nicht viel anders, wenn ich mich in ein Flugzeug setze. Ist es erst einmal gestartet, habe ich keine Chance mehr, den Flug zu beeinflussen, selbst wenn ich eine Ahnung davon hätte. Und in der Kanzel wird bald nach dem Start der „Autopilot“ eingeschaltet, mit dessen Hilfe der gesamte Flug, die Technik des Flugzeugs und der Luftraum drumherum auf eine Weise überwacht wird, welche die Möglichkeiten der Piloten bereits übersteigt. Es scheint mir also nicht so weit hergeholt, dies zu übertragen auf eine Reise zwischen den Sternen. 

Nur die dafür notwenige Technologie muss eben erst noch erfunden werden.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Signale

Der italienische Physiker Enrico Fermi stellte 1950 eine interessante These auf, die sich zusammenfassen lässt mit der Frage: Wenn da drauße...