Richesse oblige

Die Redewendung "Noblesse oblige" (Adel verpflichtet) ist wohl so ziemlich jedermann geläufig (oder kann es werden). Sinngemäß wird damit zum Ausdruck gebracht, dass der soziale Status eine Verpflichtung mit sich bringt, Verantwortung zu übernehmen. In historischen Zeiten bedeutete dies auch, für Untergebene, Dienerschaft oder Leibeigene in einer angemessenen Weise zu sorgen; in einer Zeit, als an so etwas wie "Sozialfürsorge" oder gar "Altersvorsorge" noch nicht zu denken war.  

In unserer modernen Welt sieht die Versorgungslage glücklicherweise etwas besser aus; an die Stelle des wohlwollenden Entgegenkommens seines Lehnsherrn ist die persönliche Eigenvorsorge getreten. Umfang und Verhältnismäßigkeit dieser Eigenvorsorge bleibt im Rahmen der Möglichkeiten jedem selbst überlassen.

Dieser Rahmen wird natürlich vorgegeben durch die jeweiligen Lebensumstände, die wiederum nicht immer wunschgemäß zu beeinflussen sind. Dies beginnt mit einem liebevollen Elternhaus, einer guten Schul- und Berufsausbildung und endet noch längst nicht bei der Gründung eines eigenen Haushalts. Für ein Leben in Wohlstand und Glück ist – wenn man nicht gerade Erbe reicher Eltern oder Lotteriegewinner ist – ein geeigneter und sicherer Arbeitsplatz notwendig.

Ich möchte betonen: Ich missgönne niemandem seinen Reichtum, ganz im Gegenteil. Solange das Vermögen auf legalem Wege erworben wurde, soll doch jedermann auf seinem eigenen Wege glücklich werden. Aber dennoch sollte es dabei auch jedermann ein Anliegen sein, andere Menschen an seinem Glück teilhaben zu lassen.

Ford-Produktion im Jahre 1923
In der Geschichte der Weltwirtschaft gibt es eine ganze Reihe von Beispielen, die zeigen, dass aus einem kleinen Familienbetrieb ein riesiges Unternehmen werden kann. Namen wie beispielweise "Ford", "Henkel" oder "Karstadt" sind im Sprachgebrauch geläufig; vor allem in der deutschen Nachkriegszeit – der Zeit des "Wirtschaftswunders" – waren sie in aller Munde. Ihnen allen ist gemeinsam, dass dahinter eine Familiendynastie steckt, deren Oberhäupter es sich zur Aufgabe machten, das Familienvermögen zu verwahren und zu vermehren. 

Und eben dieses Verwahren und Vermehren ist es, woran es in der heutigen Zeit leider sehr mangelt. Es liegt sicherlich nicht an einem Mangel an Reichtum. Wozu gibt es denn Woche für Woche eine Ziehung der Lottozahlen... ?! Die Frage stellt sich vielmehr, was die Menschen denn anfangen mit einem unverhofften und unterwarteten Geldsegen. Einer der ersten Gedanken, die sich spontan einstellen, ist wohl so etwas wie "...jetzt kann ich mir endlich ein neues Auto kaufen". Es braucht einige Zeit, bis das Verständnis sich einstellt, dass ein nennenswerter Lottogewinn (oder eine umfangreiche Erbschaft) nicht nur für eines, sondern gleich für eine ganze Flotte von Autos reichen würde. – Oder eben für etwas ganz anderes, viel Größeres; etwas mit einem bleibenden Wert.

"Henry Ford hatte eine besondere Einstellung zu seinen Beschäftigten." 

(Wikipedia)

In den 1980er Jahren gab es eine US-amerikanische Fernsehserie auch in deutschen TV zu sehen: Sie trug den bezeichnenden Titel "Lotterie". Thema war, dass verschiedene (fiktive) Lottogewinner persönlich besucht und von ihrem Glück informiert wurden. Interessant war dabei, dass der Mitarbeiter der Lotteriegesellschaft stets begleitet wurde von einem Steuerbeamten, der die Gewinner über die rechtlichen Auswirkungen des Geldsegens informierte. Diese Information wird heutzutage sicher nicht jedem Gewinner "automatisch" zuteilwerden. Da sitzen sie denn, die frischgebackenen Millionäre, und wissen vor Freude nicht aus noch ein. Und hier besteht natürlich die große Gefahr, dass das Geld – wie gewonnen so zerronnen – buchstäblich verbrannt wird.

Um auf das Thema zurückzukommen: Hier wäre ein Ansatzpunkt, um aus einem unerwarteten Vermögen einen Vorteil zu erwirtschaften, der nicht nur das eigene Kapital vermehrt, sondern auch anderen Menschen zu einem besseren Leben verhilft. Geld muss arbeiten, sagt der Volksmund. Recht hat er. Anstatt also irgendwelchen Luxuskram anzuschaffen, den keiner wirklich braucht, sollte man lieber eine Firma gründen. Ideen dafür gibt es genügend; heutzutage nennt man sie neudeutsch "Startups".

Der Witz dabei besteht darin, sein Vermögen, das man ohne eigenes Zutun erworben hat, so zu verwenden, dass auch andere Menschen ein wenig davon profitieren. Wenn es gut läuft, kann man auf diese Weise auch dafür sorgen, dass zumindest der eigene Name unvergessen bleibt: "Todt nur ist, wer vergessen wird".

Kalender, Kalender

Ich hatte schon einmal etwas zum Maya-Kalender geschrieben. Hier noch einige Ergänzungen dazu.

Der Maya-Kalender wird oft auch dargestellt als eine Art Uhrwerk, bestehend aus drei unterschiedlich großen Zahnrädern, die ineinandergreifen. Der Autor Erich von Däniken hat es in einem Videobeitrag recht anschaulich erklärt.

Allerdings bleiben für mich dabei einige Fragen offen.

Das Gedankenmodell mit den Zahnrädern setzt eine Beweglichkeit voraus. Ebenso verhält es sich bei einem modernen Rechenschieber. Er besteht aus mehreren Teilen, die sich zueinander verschieben lassen, um unterschiedliche Skalenablesungen zu ermöglichen. Aber lediglich mit der bildlichen Darstellung eines Rechenschiebers kann ich diese mathematische Funktion nicht nutzen. Das Bild allein ist also keine Hilfe.

Ebenso verhält es sich mit den Maya-Kalendern. Sie werden präsentiert in einer steinernen Kreisform, an deren Rand die unterschiedlichen Symbole angebracht sind. Auch hier mangelt es an der Beweglichkeit, um die jeweiligen Daten einstellen zu können. Ähnlich verhält es sich in der heutigen Zeit mit einem Jahres-Kalender: Wenn man nicht das genaue Tagesdatum mit einer Markierung versieht und diese auch regelmäßig und zuverlässig aktualisiert, ist daraus nicht ersichtlich, welchen Tag (oder Monat) wir heute haben.  

Maya-Kalender
Es ist in meinen Augen durchaus denkbar, dass die Maya für die "tägliche Nutzung" eine Abwandlung des steinernen Kalenders besaßen, erstellt aus vergänglicheren Materialien wie Holz oder Papyrus und deshalb nicht überliefert. Solche Kalender könnten in jedem Haushalt verwendet worden sein in ähnlicher Weise, wie wir heutzutage einen Abreißkalender an der Küchenwand hängen haben. Der Haushaltsvorstand wäre dann dafür verantwortlich, dass das Datum jeden Tag – aber nur einmal! – aktualisiert wird. Dies wäre entweder durch eine rituelle Handlung umzusetzen, oder die Überwachung und Durchführung wäre Aufgabe von Priestern oder anderen Exekutivorganen . Ist ein solcher Kalender beschädigt oder verlorengegangen, so wird ein neuer gebastelt. Und hier würde die steinerne Version eine wichtige Rolle spielen, denn nur dieses Original kann und darf als Vorlage für die alltagstaugliche Variante verwendet werden. Ebenso könnte ich mir aus ein paar Holzstücken einen Rechenschieber basteln und dabei das Bild als Vorlage verwenden, solange ich nur die verschiedenen Skalen maßstabsgetreu übernehme. 

Ein ähnliches Konzept wendeten übrigens schon unsere Vorfahren an. Im ländlichen Bereich wurden die Taschenuhren ganz selbstverständlich nach der Kirchturmuhr gestellt: Wenn es läutet, dann ist Mittag. Der Dorfpfarrer war also das Maß aller Dinge, er hatte die Kontrolle und gleichzeitig die Verantwortung. Später kam im Zuge der Technisierung das Zeitzeichen der Fernseh-"Tagesschau" in Mode. 

Eine weitere Ähnlichkeit: Es ist in unserer abendländischen Kultur allgemeiner Brauch, dass Analoguhren ein Zwölf-Stunden-Ziffernblatt haben, wobei die "12" oben steht. Andere Varianten sind möglich, verwirren aber nur. Im Falle des Maya-Kalenders wäre sichergestellt, dass durch die verbindliche Vorlage eine hundertprozentige Übereinstimmung der Daten auch weiterhin vorliegt; selbst dann, wenn der Hersteller einer Kopie weder lesen noch schreiben kann. Er benötigt lediglich das dafür erforderliche handwerkliche Geschick.

Basierend auf dieser Prämisse wäre ich durchaus bereit, der Genauigkeit der "Langen Zählung" der Maya zu vertrauen – selbst über einen Zeitraum von mehreren tausend Jahren. Demgegenüber wäre unsere eigene gregorianische Kalenderrechnung eindeutig unzuverlässiger, denn sie wurde erwiesenermaßen mehrfach "reformiert" (auch dies erwähnt von Däniken in dem oben erwähnten Videobeitrag).

Noch eine weitere Frage: Das Bild des Rechenschiebers zeigt als Beispiel das Resultat einer bestimmten Kalkulation. Dasselbe müsste für die steinerne Version des Kalenders gelten. Aber: welches Datum wurde denn hierfür herangezogen, und aus welchem Grund? Auch auf dem Bild einer Uhr würden ja immer auch die Zeiger auf einer bestimmten Uhrzeit zu sehen sein, ob nun absichtlich oder zufällig. Bei der Steinmetzarbeit würde ich aber aufgrund des großen Aufwands eher von einer Absicht ausgehen.

Übrigens gibt es auch in unserer hochzivilisierten heutigen Zeit noch einen Kalender, der scheinbar an einem beliebigen "Tag 1" beginnt, aber im Ergebnis auf ein besonderes, wichtiges Datum hinzielt. Man nennt ihn "Adventskalender".

Weltraum-Navigation in 4D

Ich hatte ja schon einmal ein paar Gedanken zum Thema "Weltraumreisen" geschrieben. Noch eine Ergänzung dazu:

Das Reisen im Universum beinhaltet (abgesehen von der technischen Seite) nicht nur ein Entfernungsproblem, sondern es gilt auch noch die Frage der stellaren Navigation zu klären.

Das Licht, das wir am Himmel wahrnehmen, ist – wie der Name schon sagt – mit Lichtgeschwindigkeit zu uns unterwegs gewesen; das heißt, jeder Blick in den Himmel ist ein Blick in die Vergangenheit. Unser Sonnenlicht ist bereits mehr als 8 Minuten alt, wenn es auf die Erde trifft. Das uns nächstgelegene Sternsystem Alpha Centauri ist zirka 4 Lichtjahre entfernt. Was wir sehen, ist also das Aussehen des Sterns, wie es vor 4 Jahren war. Anders ausgedrückt: Würde der Stern heute erlöschen, so würden wir das erst in 4 Jahren mitbekommen.

Wenn wir einmal annehmen, im Centauri-System gäbe es einen Planeten, der eine Umlaufzeit ähnlich unserer Erde hätte. Dieser Planet hätte demnach in dieser Zeit bereits mehr als viermal seinen Stern umrundet; hinzu kommt natürlich, dass das gesamte Sternsystem mitsamt seiner Trabanten ebenfalls seinen Weg in unserer Galaxie nimmt, ebenso wie unsere eigene Muttersonne sich fortbewegt.

Wenn wir nun also über irgendeine Art des überlichtschnellen Reisens verfügen würden, so müssten wir auch eine Möglichkeit finden, den Zielpunkt der Reise ganz exakt festzulegen, und zwar anhand von Koordinaten in einem dreidimensionalen Raster (das erklärt übrigens auch, warum es auf Raumschiffen keine Sternenkarten in Form von Atlanten geben wird; eine zweidimensionale Darstellung ist hier einfach nicht ausreichend). Dieser Zielpunkt befindet sich auch noch in ständiger Bewegung. Es ist daher ebenfalls von Bedeutung, ob die geplante Reise überhaupt Zeit beansprucht und wenn ja, wie lange. Schon für eine Reise zu unserem Mond muss man nicht dorthin zielen, wo der Mond jetzt gerade, in diesem Moment, am Himmel steht; sondern dorthin, wo er voraussichtlich am Zeitpunkt des Zusammentreffens sein wird. Für die Berechnung der Flugbahn wird unsere dreidimensionale Wahrnehmung also um eine vierte Dimension erweitert: Die Zeit.

Weltraumreisen
Unter diesen Voraussetzungen wird es kaum empfehlenswert sein, einen Ort-zu-Ort-Transport einzelner Personen zu planen. Sicherer wäre es, den Zielpunkt der Reise in die Nähe des anvisierten Planeten zu setzen und den Rest der Reise mit Hilfe eines konventionellen Raumschiffs zurückzulegen. Es wird ja sicher niemand gern in der Mitte einer Sonne oder unter der Oberfläche eines Gasriesen materialisieren wollen. Da also ein geeignetes Raumschiff für die letzte Etappe der Reise notwendig ist, wird man diese auch in einem Raumschiff beginnen. Ein solches Raumschiff, das für längere Reisen geeignet ist, das genügend Frachtkapazität hat und auch noch einigen Komfort für Passagiere bietet, besitzt die Menschheit bisher noch nicht. Es ist daher auch noch nicht zu erahnen, welcher Antrieb dafür infrage käme; und ob man beispielweise für die Reise eine gewisse Startgeschwindigkeit benötigt, quasi "Anlauf nehmen" muss. Dies aber wäre wiederum Voraussetzung für die Klärung der Frage, von wo aus die Reise beginnt. Gegebenenfalls müsste man aus Sicherheitsgründen den Startpunkt von der Erde weg, vielleicht sogar außerhalb unseres Sonnensystems verlegen, was die Reisedauer insgesamt natürlich noch einmal verlängert, nämlich um die Anreise zu diesem Startpunkt.

Um das Ganze noch zu komplizieren, gilt dasselbe in umgekehrter Reihenfolge ebenso für die Rückreise. Auch hier wäre es eine enorme Herausforderung, die exakten Zielkoordinaten unserer Heimatsonne innerhalb unserer Milchstraße festzulegen, ganz zu schweigen von der genauen Position unserer guten alten Erde; wo sie war, ist und sein wird. Eine einigermaßen nachvollziehbare Version einer solchen Berechnung wird (wieder einmal) von der Science fiction vorweggenommen: In dem Kinofilm "Star Trek – Treffen der Generationen" verwenden Captain Jean-Luc Picard und Lieutenant Commander Data eine dreidimensionale Computerdarstellung, um die Flugbahn des "Nexus" zu ermitteln.

Übrigens: Interessanterweise sieht ein Bewohner eines Planeten im Centaruri-System, der zufällig in Richtung zu uns schaut (winken Sie doch mal!), unsere Sonne von vor vier Jahren. Das ist kein Paradoxon und auch keine Zeitreise, sondern schlicht der großen Entfernung geschuldet. Es bedeutet auch keineswegs, dass wir in unsere eigene Vergangenheit zurückkehren könnten; ebenso wenig wie wir in die Vergangenheit reisen, während wir ein altes Foto betrachten.

Wer ist hier der Boss?

Wenn wir nur mal für einen Moment als gegeben voraussetzen, dass es "dort draußen" intelligentes Leben gibt; und nur mal angenommen, diese "Anderen" würden sich für uns interessieren. Dann stellt sich zwangsläufig die Frage: Mit wem können und sollten diese Wesen als erstes Kontakt aufnehmen?

Die Science fiction ist voll von den unterschiedlichsten Ansatzversuchen, diese Frage zu beantworten.

Es beginnt damit, dass es einen Unterschied macht, ob ein Besuch fremder Wesen eher zufällig "im Vorbeiflug" geschieht, oder ob man uns – womöglich schon seit Jahren oder gar seit Jahrhunderten – ganz gezielt beobachtet. Im ersteren Falle wäre es wohl tatsächlich dem Zufall überlassen, wo und mit wem ein Erstkontakt stattfindet. Dieses Szenario scheint mir das ungünstigere (für die Menschheit!) zu sein, denn man muss wohl davon ausgehen, dass ein unkoordiniertes Zusammentreffen zu Unsicherheit, zu Missverständnissen, zur Panik und letztendlich zum Chaos führen könnte. Ich hoffe, dass eine intelligente Spezies, die Interesse an uns hat, sich die Mühe machen wird, uns zunächst für einige Zeit unauffällig zu beobachten, um unser Tun und Denken verstehen zu können. Es wird sicher schwer zu begreifen sein, dass die menschliche Rasse, die sich als "Gipfel der Schöpfung" versteht, sich zwar klug genügt dünkt, das Atom zu spalten, aber nicht in der Lage ist, untereinander Frieden und den eigenen Planeten sauber zu halten.

Ist die menschliche Natur erst einmal aus der Ferne studiert, wird ein erster persönlicher Kontakt sicherlich schon aus purer Neugierde geplant werden. Sind die wirklich so ...? Zur Vorbereitung dieses Kontakts wird vermutlich bereits geklärt sein, auf welche Weise wir untereinander kommunizieren. Auch hier hat die Science fiction bereits verschiedene Ansätze zu bieten. Sehr häufig wird der Grundsatz "nach Hause telefonieren" gewählt; hier wird davon ausgegangen, dass die Aliens früher oder später in der Lage sind, unsere Sprachen zu verstehen und anzuwenden. Andere Modelle gehen davon aus, dass andere Wesen sich auf gänzlich fremdartige Art und Weise verständigen, beispielsweise durch Gedankenübertragung oder durch irgendeine, uns heute noch völlig unbekannte Methode.

Wenn wir mal davon ausgehen, dass diese Verständigungsprobleme berücksichtigt und bereits gelöst wurden, dann kommen wir zurück auf die viel wichtigere Eingangsfrage: Wer ist die Person auf unserer Erdkugel, die am ehesten infrage kommt, als Repräsentant der gesamten Menschheit zu dienen? Auch hier stets vorausgesetzt, dass die Außerirdischen durch Beobachtung und Verständnis der irdischen Politik- und Machtverhältnisse in der Lage sind, eine verantwortungsvolle und logische Entscheidung zu diesem Punkt zu treffen; außerdem natürlich vorausgesetzt, dass es die Möglichkeit gibt, Zeitpunkt und Ort eines ersten Zusammentreffens gezielt auszuwählen.  

Es muss jedem klar sein, dass die Antwort auf diese Frage enorme Auswirkungen haben wird, egal, wie sie lautet. Es ist nicht nur eine Prestigefrage; denn wer auch immer als erste Person auserwählt ist, wird auch enorme politische und historische Ausstrahlung gewinnen. Man denke in diesem Zusammenhang an den Entdecker Amerikas oder den ersten Menschen auf dem Mond. Außerdem wird die Nation, der diese Person angehört, höchstwahrscheinlich jede Art von Information – ob gewollt oder ungewollt – aus erster Hand (oder Pfote, oder wasauchimmer) bekommen und damit einen strategischen Vorsprung besitzen.

So stellt die KI sich einen Erstkontakt vor
Diesen Vorsprung zu erwerben und zu nutzen, wird wohl jede Nation der Erde für sich in Anspruch nehmen wollen. Welche dieses Rennen gewinnen soll, das liegt wohl im Auge des Betrachters. Es ist uns Menschen leider (noch) nicht gegeben, hier in globalen Zusammenhängen zu denken; vielmehr sind lokale Beweggründe ausschlaggebend, also Fragen nach nationaler Herkunft, Heimatverbundenheit und politischer Erziehung. Es wird bei einem unmittelbar bevorstehenden Erstkontakt auch wohl kaum Zeit sein, diese Fragen in einer demokratischen Abstimmung zu beantworten, also quasi die gesamte Menschheit nach ihrer Meinung zu fragen. Wie so oft, wird diese Angelegenheit wohl im kleinen Kreise eingeweihter Politiker (und vielleicht einiger Wissenschaftler) geklärt werden müssen. Zu Zeiten des Kalten Krieges hätte man wohl von über die "Roten Telefone" geführten Diskussionen gesprochen.

So traurig es ist: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird hier wohl nicht die charakterliche Eignung einer Person zum Ergebnis führen, sondern deren politische Macht und Durchsetzungsfähigkeit. In Anbetracht des Umstandes, was diese Auswahl und die daraus folgenden Konsequenzen für die Zukunft der Menschheit bedeuten würden, kann man nur das Beste hoffen.

Vielleicht wäre es doch besser, die Aliens würden sich irgendein unschuldiges kleines Kind als ersten Gesprächspartner auswählen.

Zukunftspläne

Wenn ich ein Entscheidungsträger bei der NASA, oder wenn ich Multimilliardär wäre – ich hätte eine genaue Vorstellung davon, was als nächstes zu tun wäre für die nächsten Schritte der Menschheit in Richtung Weltall.

1. Instandsetzung, Erhalt und Ausbau der Internationalen Raumstation als "Weltraumbahnhof"

Eine dauerhaft in einer Erdumlaufbahn befindliche Station ist in meinen Augen unerlässlich. Sie stellt den ersten und wichtigsten Anlaufpunkt dar und ist vergleichsweise leicht und schnell mit kleineren Raketen zu erreichen, was die Versorgung erleichtert. Wie so eine Station auch in größerer Form aussehen könnte, das hat Stanley Kubrick bereits 1968 in seinem Filmklassiker "2001: Odyssee im Weltall" eindrucksvoll gezeigt. Gern dürfen auch 2 oder 3 solcher Stationen im Orbit kreisen; Funktionelle Redundanz  ist in diesem Fall der sicherste Weg.

Es ist für mich nicht nachvollziehbar, aus welchem Grund die Internationale Raumstation ISS vollständig ausgemustert werden soll (es ist nach derzeitigem Stand geplant, sie kontrolliert abstürzen und größtenteils verglühen zu lassen). Sicher, einige ihrer Bestandteile sind bereits mehr als zwanzig Jahre alt; aber eben nicht alle. Die ISS wurde in einzelnen Modulen nach und nach zusammengebaut, und in derselben Weise könnte man sie auch weiterhin ergänzen, erneuern und erweitern. Der Wegfall der Space Shuttles als Lastenträger kann kein dauerhaftes Gegenargument sein, denn früher oder später wird es einen geeigneten Nachfolger dafür geben müssen. Ein regelmäßiger und sicherer Austausch von Material und Personal in beide Richtungen – weg von der Erde und zu ihr zurück – ist zwingend notwendig.

2. Herstellung einer "Raststation" auf halbem Wege

Mathematisch betrachtet ist der Lagrange-Punkt "L1" ein Gleichgewichtspunkt zwischen Erde und Mond. "Auf halbem Wege" ist natürlich nicht ganz korrekt ausgedrückt; er befindet sich näher am Mond als an der Erde. Aber es wäre eine gute Stelle, um hier so etwas wie ein "Materiallager" zu errichten, das aufgrund der sich gegenseitig aufhebenden Gravitationskräfte mit geringem Aufwand hier gehalten werden könnte. Zur Lagerung empfiehlt sich hier natürlich als Erstes und Wichtigstes Sauerstoff für die Atemluft, denn das ist erfahrungsgemäß das erste, was den Astronauten bei einem Unfall ausgehen würde. Des Weiteren käme Treibstoff infrage. Außerdem natürlich auch noch Ersatzteile und Werkzeuge der unterschiedlichsten Arten, denn auch hier hat die Erfahrung bereits gezeigt, dass man manchmal mit dem, was man zur Verfügung hat, improvisieren muss. 

Wie mag es sich anfühlen, wenn man an einem der Lagrange-Punkte ankommt? Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft sind die Punkte L1 und L2 wie der Balanceakt auf einem Gebirgsgrat. Schon geringste Abweichungen zur einen oder anderen Seite lassen eine Raumstation in den Gravitationsbereich eines der beteiligten Planeten abdriften, sodass eine ständige Überwachung und Korrektur notwendig wäre, was einen hohen Energieverbrauch bedeuten würde. Der Punkt L3 wäre ungeeignet, da er auf der Rückseite des Mondes liegt und damit erstens nicht in der Flugbahn Erde – Mond, und er zweitens ständig im Funkschatten zur Erde stünde. Die Punkte L4 und L5 hingegen wären besser geeignet, denn hier sollen stabile Verhältnisse vorherrschen. Ein Körper, der diesen Punkt nicht exakt erreicht, würde ihn immerhin umkreisen. Tatsächlich wurde an diesen Punkten bereits "eine Vielzahl von Staubwolken und Kleinkörpern" entdeckt. Es wäre also eine dringende Notwendigkeit, eine der nächsten Weltraummissionen zu einem dieser Punkte zu senden, um die wissenschaftlichen Theorien zu verifizieren und gleichzeitig einen Eindruck zu gewinnen, was dort vorzufinden ist und was davon als Rohmaterial direkt vor Ort verwendet werden kann.

3. Etablierung einer dauerhaft bewohnten Station auf dem Mond

Die Raststation bei L4 oder L5 kann natürlich auf Dauer kein Ergebnis sein, das den menschlichen Forschergeist befriedigt. Aber von hier aus wäre es deutlich leichter, den nächsten Schritt zu machen und eine Station auf der Mondoberfläche zu errichten. Auch hierzu hat die Science fiction bereits eine Vielzahl von verschiedenen Alternativen vorgegeben. Angefangen von aufblasbaren Kuppeln, die um eine Start- und Landebahn herum erstellt werden, über Gebäude aus Mondgestein, die mit einer Art großem 3D-Drucker per Computer erstellt werden, bis hin zu einer der auf dem Mond vorkommenden Höhlen, die versiegelt und mit Atemluft gefüllt zu einer riesigen Überlebensblase wird. Auch das Vorhandensein von Wasser in Form von Eis wäre eine wichtige Voraussetzung für die dauerhafte Besiedelung. Solches wird vermutet entweder in tiefen Mondkratern, wohin kein Sonnenstrahl gelangt und wo die Temperaturen dauerhaft unter dem Gefrierpunkt liegen; oder an Einschlagstellen von Eis-Asteroiden.

4. Erforschung und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen auf dem Mond, Bau einer Werft

Ist der erste Schritt erst einmal getan, dann würden die Menschen, die sich häuslich auf dem Mond eingerichtet haben, natürlich auch sofort mit den ihnen zugewiesenen Arbeiten beginnen. Dabei wären wohl in erster Linie Forscher und Wissenschaftler zu nennen, die ihre neue Umwelt untersuchen und die für die dauerhafte Sicherheit und Überlebensfähigkeit der kleinen Kolonie sorgen müssen. Gleichzeitig wird es aber eine gewisse Anzahl von Menschen geben, die sich um die einfachsten Routineangelegenheiten des täglichen Lebens kümmern. Man kennt das: jedes Schiff auf unseren Weltmeeren benötigt einen Smutje, der sich um das leibliche Wohl der Mannschaft kümmert ("Ohne Mampf kein Kampf"), und einen gut ausgebildeten Mechaniker, der jederzeit die Schiffstechnik im Auge behält. In unserer gleichberechtigten Zivilisation sind selbstverständlich Männer und Frauen gleichermaßen beteiligt, und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die ersten mondgeborenen Kinder auf der Bildfläche erscheinen und umsorgt werden wollen. Kindergärten und Schulen werden notwendig, aber auch immer mehr Möglichkeiten der Freizeitgestaltung werden angeboten. Die begrenzten Räumlichkeiten platzen schnell aus allen Nähten, es wird ständig angebaut und erweitert. Ein reger, gleichmäßiger Austausch zwischen Erde und Mond wird in Gang gesetzt. Anfangs wird es vor allem um eine Grundversorgung von der Erde zum Mond gehen, aber mit zunehmendem Erfolg werden irgendwann auch erste Produkte (oder neue Rohstoffe) in der Gegenrichtung transportiert werden.

5. Weiterreise zum Mars, Bau einer weiteren Station dort

Nachdem nun Menschen sowohl auf der Erde als auch auf dem Mond dauerhaft leben, könnte man meinen: Ua Lava – es ist genug. Doch das widerstrebt der menschlichen Natur. Es liegt uns anscheinend in den Genen, immer nach Neuem zu streben. Außerdem würden die angewachsenen Ressourcen zu einem natürlichen Anstieg der allgemeinen Bevölkerungszahlen führen – auch das ist uns vorbestimmt. Es kann daher sicherlich nicht schaden, wenn vorhandene oder neu entstehende ethnische Gruppen jeder Art und politischer Couleur Mittel und Wege finden, sich selbstbestimmt und frei entfalten zu können. Daher ist es eine logische Schlussfolgerung, dass die nächsten Schritte in Richtung unseres Nachbarplaneten Mars führen werden. Zum einen werden auch dort weitere Rohstoffe zu finden sein; zum anderen besitzt der Mars schon jetzt eine – wenn auch rudimentäre – Atmosphäre, daher ist es denkbar, dass es künftigen Generationen gelingen wird, den gesamten Planeten zu terraformen, was eine weitere Besiedelung natürlich erleichtern und die Ausbreitung menschlichen Lebens noch mehr befeuern würde.

6. Erforschung und Ausbeutung des Asteroidengürtels

So stellt sich die KI einen Asteroidenbergbau vor
Vom Mars aus ist es ein vergleichsweise kurzer Weg zum Asteroidengürtel. Hier ist zwar kein für den Menschen geeigneter Lebensraum zu erwarten; dafür aber eine gewaltige Menge an weiteren bekannten oder auch noch unerforschten Rohstoffen, die nur darauf warten, abgebaut und genutzt zu werden. Außerdem könnte hier ganz nebenbei auch noch erforscht werden, warum und auf welche Weise einzelne Objekte aus dem Asteroidengürtel ausscheren und zu einer Bedrohung der inneren Planeten werden. Dabei könnte die Gefahr eines Meteoriteneinschlags auf einem der bewohnten Planeten minimiert, wenn nicht sogar verhindert werden. 

Es ist auch nicht ganz auszuschließen, dass bei der Erforschung und Besiedelung unseres Sonnensystems früher oder später echte und unbezweifelbare Spuren eines Besuchs von Wesen aus anderen Welten gefunden werden. Dies könnten entweder zurückgelassene Artefakte oder "Weltraummüll" sein; oder aber wir finden tatsächlich Informationen, die ganz bewusst und gewollt zurückgelassen wurden, damit wir sie eines Tages finden, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Auch dieses Szenario hat die Science fiction ja längst und in verschiedenen Formen verarbeitet.

Das Schlüsselwort in diesem Beitrag lautet "Rohstoffe". Neue Materialien, neue Produkte, neue Märkte. Renditen ohne Ende! Gigantische Umsätze! Investiert, Leute! Investiert!!! Hört endlich auf, euch gegenseitig mit Bomben und Raketen zu bewerfen, und macht etwas Vernünftiges aus eurem Reichtum.

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