Wenn ich ein Entscheidungsträger bei der NASA, oder wenn ich Multimilliardär wäre – ich hätte eine genaue Vorstellung davon, was als nächstes zu tun wäre für die nächsten Schritte der Menschheit in Richtung Weltall.
1. Instandsetzung, Erhalt und Ausbau der Internationalen Raumstation als "Weltraumbahnhof"
Eine dauerhaft in einer Erdumlaufbahn befindliche Station ist in meinen Augen unerlässlich. Sie stellt den ersten und wichtigsten Anlaufpunkt dar und ist vergleichsweise leicht und schnell mit kleineren Raketen zu erreichen, was die Versorgung erleichtert. Wie so eine Station auch in größerer Form aussehen könnte, das hat Stanley Kubrick bereits 1968 in seinem Filmklassiker "2001: Odyssee im Weltall" eindrucksvoll gezeigt. Gern dürfen auch 2 oder 3 solcher Stationen im Orbit kreisen; Funktionelle Redundanz ist in diesem Fall der sicherste Weg.
Es ist für mich nicht nachvollziehbar, aus welchem Grund die Internationale Raumstation ISS vollständig ausgemustert werden soll (es ist nach derzeitigem Stand geplant, sie kontrolliert abstürzen und größtenteils verglühen zu lassen). Sicher, einige ihrer Bestandteile sind bereits mehr als zwanzig Jahre alt; aber eben nicht alle. Die ISS wurde in einzelnen Modulen nach und nach zusammengebaut, und in derselben Weise könnte man sie auch weiterhin ergänzen, erneuern und erweitern. Der Wegfall der Space Shuttles als Lastenträger kann kein dauerhaftes Gegenargument sein, denn früher oder später wird es einen geeigneten Nachfolger dafür geben müssen. Ein regelmäßiger und sicherer Austausch von Material und Personal in beide Richtungen – weg von der Erde und zu ihr zurück – ist zwingend notwendig.
2. Herstellung einer "Raststation" auf halbem Wege
Mathematisch betrachtet ist der Lagrange-Punkt "L1" ein Gleichgewichtspunkt zwischen Erde und Mond. "Auf halbem Wege" ist natürlich nicht ganz korrekt ausgedrückt; er befindet sich näher am Mond als an der Erde. Aber es wäre eine gute Stelle, um hier so etwas wie ein "Materiallager" zu errichten, das aufgrund der sich gegenseitig aufhebenden Gravitationskräfte mit geringem Aufwand hier gehalten werden könnte. Zur Lagerung empfiehlt sich hier natürlich als Erstes und Wichtigstes Sauerstoff für die Atemluft, denn das ist erfahrungsgemäß das erste, was den Astronauten bei einem Unfall ausgehen würde. Des Weiteren käme Treibstoff infrage. Außerdem natürlich auch noch Ersatzteile und Werkzeuge der unterschiedlichsten Arten, denn auch hier hat die Erfahrung bereits gezeigt, dass man manchmal mit dem, was man zur Verfügung hat, improvisieren muss.
Wie mag es sich anfühlen, wenn man an einem der Lagrange-Punkte ankommt? Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft sind die Punkte L1 und L2 wie der Balanceakt auf einem Gebirgsgrat. Schon geringste Abweichungen zur einen oder anderen Seite lassen eine Raumstation in den Gravitationsbereich eines der beteiligten Planeten abdriften, sodass eine ständige Überwachung und Korrektur notwendig wäre, was einen hohen Energieverbrauch bedeuten würde. Der Punkt L3 wäre ungeeignet, da er auf der Rückseite des Mondes liegt und damit erstens nicht in der Flugbahn Erde – Mond, und er zweitens ständig im Funkschatten zur Erde stünde. Die Punkte L4 und L5 hingegen wären besser geeignet, denn hier sollen stabile Verhältnisse vorherrschen. Ein Körper, der diesen Punkt nicht exakt erreicht, würde ihn immerhin umkreisen. Tatsächlich wurde an diesen Punkten bereits "eine Vielzahl von Staubwolken und Kleinkörpern" entdeckt. Es wäre also eine dringende Notwendigkeit, eine der nächsten Weltraummissionen zu einem dieser Punkte zu senden, um die wissenschaftlichen Theorien zu verifizieren und gleichzeitig einen Eindruck zu gewinnen, was dort vorzufinden ist und was davon als Rohmaterial direkt vor Ort verwendet werden kann.
3. Etablierung einer dauerhaft bewohnten Station auf dem Mond
Die Raststation bei L4 oder L5 kann natürlich auf Dauer kein Ergebnis sein, das den menschlichen Forschergeist befriedigt. Aber von hier aus wäre es deutlich leichter, den nächsten Schritt zu machen und eine Station auf der Mondoberfläche zu errichten. Auch hierzu hat die Science fiction bereits eine Vielzahl von verschiedenen Alternativen vorgegeben. Angefangen von aufblasbaren Kuppeln, die um eine Start- und Landebahn herum erstellt werden, über Gebäude aus Mondgestein, die mit einer Art großem 3D-Drucker per Computer erstellt werden, bis hin zu einer der auf dem Mond vorkommenden Höhlen, die versiegelt und mit Atemluft gefüllt zu einer riesigen Überlebensblase wird. Auch das Vorhandensein von Wasser in Form von Eis wäre eine wichtige Voraussetzung für die dauerhafte Besiedelung. Solches wird vermutet entweder in tiefen Mondkratern, wohin kein Sonnenstrahl gelangt und wo die Temperaturen dauerhaft unter dem Gefrierpunkt liegen; oder an Einschlagstellen von Eis-Asteroiden.
4. Erforschung und Ausbeutung der natürlichen Ressourcen auf dem Mond, Bau einer Werft
Ist der erste Schritt erst einmal getan, dann würden die Menschen, die sich häuslich auf dem Mond eingerichtet haben, natürlich auch sofort mit den ihnen zugewiesenen Arbeiten beginnen. Dabei wären wohl in erster Linie Forscher und Wissenschaftler zu nennen, die ihre neue Umwelt untersuchen und die für die dauerhafte Sicherheit und Überlebensfähigkeit der kleinen Kolonie sorgen müssen. Gleichzeitig wird es aber eine gewisse Anzahl von Menschen geben, die sich um die einfachsten Routineangelegenheiten des täglichen Lebens kümmern. Man kennt das: jedes Schiff auf unseren Weltmeeren benötigt einen Smutje, der sich um das leibliche Wohl der Mannschaft kümmert ("Ohne Mampf kein Kampf"), und einen gut ausgebildeten Mechaniker, der jederzeit die Schiffstechnik im Auge behält. In unserer gleichberechtigten Zivilisation sind selbstverständlich Männer und Frauen gleichermaßen beteiligt, und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die ersten mondgeborenen Kinder auf der Bildfläche erscheinen und umsorgt werden wollen. Kindergärten und Schulen werden notwendig, aber auch immer mehr Möglichkeiten der Freizeitgestaltung werden angeboten. Die begrenzten Räumlichkeiten platzen schnell aus allen Nähten, es wird ständig angebaut und erweitert. Ein reger, gleichmäßiger Austausch zwischen Erde und Mond wird in Gang gesetzt. Anfangs wird es vor allem um eine Grundversorgung von der Erde zum Mond gehen, aber mit zunehmendem Erfolg werden irgendwann auch erste Produkte (oder neue Rohstoffe) in der Gegenrichtung transportiert werden.
5. Weiterreise zum Mars, Bau einer weiteren Station dort
Nachdem nun Menschen sowohl auf der Erde als auch auf dem Mond dauerhaft leben, könnte man meinen: Ua Lava – es ist genug. Doch das widerstrebt der menschlichen Natur. Es liegt uns anscheinend in den Genen, immer nach Neuem zu streben. Außerdem würden die angewachsenen Ressourcen zu einem natürlichen Anstieg der allgemeinen Bevölkerungszahlen führen – auch das ist uns vorbestimmt. Es kann daher sicherlich nicht schaden, wenn vorhandene oder neu entstehende ethnische Gruppen jeder Art und politischer Couleur Mittel und Wege finden, sich selbstbestimmt und frei entfalten zu können. Daher ist es eine logische Schlussfolgerung, dass die nächsten Schritte in Richtung unseres Nachbarplaneten Mars führen werden. Zum einen werden auch dort weitere Rohstoffe zu finden sein; zum anderen besitzt der Mars schon jetzt eine – wenn auch rudimentäre – Atmosphäre, daher ist es denkbar, dass es künftigen Generationen gelingen wird, den gesamten Planeten zu terraformen, was eine weitere Besiedelung natürlich erleichtern und die Ausbreitung menschlichen Lebens noch mehr befeuern würde.
6. Erforschung und Ausbeutung des Asteroidengürtels
Vom Mars aus ist es ein vergleichsweise kurzer Weg zum Asteroidengürtel. Hier ist zwar kein für den Menschen geeigneter Lebensraum zu erwarten; dafür aber eine gewaltige Menge an weiteren bekannten oder auch noch unerforschten Rohstoffen, die nur darauf warten, abgebaut und genutzt zu werden. Außerdem könnte hier ganz nebenbei auch noch erforscht werden, warum und auf welche Weise einzelne Objekte aus dem Asteroidengürtel ausscheren und zu einer Bedrohung der inneren Planeten werden. Dabei könnte die Gefahr eines Meteoriteneinschlags auf einem der bewohnten Planeten minimiert, wenn nicht sogar verhindert werden.
Es ist auch nicht ganz auszuschließen, dass bei der Erforschung und Besiedelung unseres Sonnensystems früher oder später echte und unbezweifelbare Spuren eines Besuchs von Wesen aus anderen Welten gefunden werden. Dies könnten entweder zurückgelassene Artefakte oder "Weltraummüll" sein; oder aber wir finden tatsächlich Informationen, die ganz bewusst und gewollt zurückgelassen wurden, damit wir sie eines Tages finden, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Auch dieses Szenario hat die Science fiction ja längst und in verschiedenen Formen verarbeitet.
Das Schlüsselwort in diesem Beitrag lautet "Rohstoffe". Neue Materialien, neue Produkte, neue Märkte. Renditen ohne Ende! Gigantische Umsätze! Investiert, Leute! Investiert!!! Hört endlich auf, euch gegenseitig mit Bomben und Raketen zu bewerfen, und macht etwas Vernünftiges aus eurem Reichtum.